Grundfakten der Quantenphysik und heuristische Methoden der QP in der Schule
Horst Hübel - Lehrerfortbildungsvortrag Dillingen 30.1.2014
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In den letzten Jahren wurden vereinfachte Rechen-Methoden für die Quantenphysik in der Schule diskutiert, die beeindruckende Ergebnisse liefern. Dazu gehört die Zeiger-Methode, die einerseits als eine vereinfachte Variante von Feynmans Pfadintegral-Methode gesehen werden kann, andererseits als elementarisierte Form der "Ausbreitung" Schrödinger'scher Wellen(funktionen) - was auch immer das bedeuten sollte. Dazu gehören auch Verfahren, bei denen Simulationsprogramme die Schüler von Lösungsmethoden der Schrödinger-Gleichung entlasten, ihnen aber Kernpunkte der Schrödinger-Theorie eindringlich vor Augen stellen, insbesondere den Zusammenhang zwischen "Quadratintegrabilität" (vereinfacht zu Endlichkeit der Wellenfunktion) und der Existenz diskreter (Energie-)Eigenwerte. Zu letzterem Punkt seien die Programme Schrödingers Schlange von Küblbeck und ein ähnliches Programm von Bader erwähnt, zur Zeigermethode wird auf die vielen Programme Baders hingewiesen. So relativ einfach die erwähnten numerischen oder mathematischen Verfahren in den vorgeschlagenen Näherungen und Spezialfällen für Schüler sein dürften, so schwierig dürfte es für sie und die unterrichtenden Lehrer sein, die zugrunde liegende Physik zu verstehen. Ich fürchte, hier gerät der Lehrer in die Gefahr, den Rahmen der Schulphysik zu überschreiten. Weil die Programme so einfach zu benutzen sind, können m.E. ihre Ergebnisse dennoch eine wichtige Funktion im Unterricht haben.
Hier soll ein Konzept vorgestellt werden, bei dem mehr Wert auf ein Verständnis der Grundlagen gelegt wird. Das haben sich auch Wiesner, Müller und Küblbeck und andere zum Ziel gesetzt. Insbesondere von Küblbeck und Müller wurde zusätzlich zu bekannten heuristischen Verfahren eine Variante der Komplementarität als heuristisches Prinzip hervorgehoben und an vielen modernen experimentellen Beispielen erläutert.
Ihre Arbeit führt das didaktische Würzburger Quantenphysik-Konzept fort, das etwas andere "Wesenszüge" quasi als Axiome formuliert, jetzt "Grundfakten" genannt, weniger "wellenmechanisch" sein möchte, auf die Zeigermethode verzichtet und auch gegenüber anderen modellmäßigen Veranschaulichungen auf Distanz geht. Es soll eine Sicherheit in den Grundlagen des Gebiets vermittelt werden. Gepaart mit einigen dieser heuristischen Methoden sollen wesentliche experimentelle Situationen verständlich gemacht werden, ohne in die Gefahr zu geraten mit den diskutierten - zugegebenermaßen vereinfachten - mathematischen Methoden den Blick auf das Wesentliche für die Schulphysik zu verstellen und offene physikalische Probleme zuzudecken.
Zur Begründung werde ich manchmal Beispiele vorführen, die über die Schulphysik hinausgehen. In der Regel möchte ich nicht, dass sie in die Schulphysik eingeführt werden.
1. Sprachregelungen über Wellen und Teilchen in der Quantenphysik
Dabei soll versucht werden, möglichst eindeutige Sprechweisen zu verwenden. So wird, wie das auch schon von Küblbeck und Müller angestrebt worden ist, kaum von Wellen gesprochen werden, die ja im Rahmen von Schrödingers Theorie in der Regel abstrakte Wellen in hochdimensionalen Konfigurationsräumen sind und eben nicht im Anschauungsraum, wie Schülern kaum auszureden sein wird, wenn man in diesem Zusammenhang von Wellen spricht. Nach Zeilinger sind das "Wellen nur im Kopf der Physiker". Die Bornsche Wahrscheinlichkeitsdeutung sollte aber behandelt werden.
Nehmen Sie ein einzelnes Elektron. Wenn Sie Schrödinger-Theorie betreiben wollen, ist die zugehörige Wellenfunktion (ohne Berücksichtigung des Spins) eine Wellenfunktion in einem Raum, der wie der Anschauungsraum, in dem sich vielleicht Teilchen bewegen, dreidimensional ist. Aber dieser Raum könnte nicht nur ein dreidimensionaler Ortsraum, sondern auch der dreidimensionale Impulsraum sein. Im ersten Fall sind die drei Koordinaten x,y,z nicht die Koordinaten eines Teilchens, sondern die Koordinaten des Punktes, an dem eine Messung vorgenommen werden wird, deren wahrscheinlicher Ausgang durch die Wellenfunktion vorhergesagt werden soll. Nehmen Sie aber einen Zweiteilchen-Zustand, z.B. aus zwei Elektronen, dann ist der zugehörige Raum (ohne Spin) 6-dimensional, also ganz klar nicht der Anschauungsraum, sondern der 6-dimensionale Konfigurationsraum, zuständig ausschließlich für Wahrscheinlichkeitsvorhersagen. Die Wellen der Schrödinger-Theorie agieren immer in einem abstrakten Konfigurationsraum. Nach Zeilinger existieren Wellenfunktion "nur im Kopf der Physiker".
Ich werde in meinem Vortrag wenig von Wellen in der Quantenphysik reden. Aber damit wir uns einig sind: Natürlich ist die Schrödinger-Gleichung eine Art Wellengleichung in Konfigurationsräumen für Teilchen-Zustände. Andererseits werden die Feldgleichungen meistens sogar als Wellengleichungen im dreidimensionalen Ortsraum formuliert, aber für Operatoren! Aus ihnen lassen sich Informationen für Teilchen-Zustände und Nicht-Teilchen-Zustände entwickeln. Das geht m.E. über die Schulphysik weit hinaus und soll hier nicht besprochen werden. Die Vorstellung der klassischen Schrödinger-Theorie, nach der "Teilchen eigentlich Wellenpakete seien", in der Wellenfunktionen irgendwie als "reale" Wellen im Anschauungsraum angesehen wurden, ist seit Etablierung der Quantentheorie Ende der 20-er / Anfang der 30-er Jahre tot. Aber aus dieser Zeit haben sich leider noch viele irreführenden Sprechweisen erhalten: Elektronenbeugung, Materiewelle, Ladungswolke, "verschmierte Elektronen", das "Elektron im Atom als stehende Welle", aus der Übergangsphase auch "Aufenthaltswahrscheinlichkeit" statt "Nachweiswahrscheinlichkeit".
M.E. hängt damit der "Geburtsfehler einer Didaktik der Quantenphysik" zusammen, einer Didaktik, wie sie bis zur Jahrtausendwende üblich war. Der "Geburtsfehler" liegt darin, dass sie unterstellte, die Wellen der Quantenphysik seien Wellen im selben Raum, in dem sich die Teilchen bewegen. Historische Vorstellungen von Wissenschaftlern bis 1926, die aber bald überholt waren, im Zusammenhang mit dem Welle-Teilchen-Dualismus, einer Wellikel-Vermutung (Elektron sei zugleich Welle wie Teilchen/Partikel), der Vermutung, man könne Teilchen durch Wellenpakete beschreiben, ... lieferten die Grundlage. Deswegen verlangten die Lehrpläne an Schulen die Diskussion, ob Elektronen oder Photonen nun Teilchen oder Wellen seien.
2. Was meine ich mit heuristischen Verfahren?
Das "heuristische Verfahren" steht ja in der Didaktik in hohem Kurs. Physiker benutzen das Wort "heuristisch" aber anders und meinen damit etwas anrüchig eher "hingebastelt" oder "unbegründet, aber wohl richtig" oder "aus der Luft gegriffen, aber passend". Sie bezeichnen damit Methoden, die sich nicht aus irgendeiner Theorie ergeben, aber doch in der Lage sind, Sachverhalte richtig in einer Theorie, in Rechnungen oder Simulationen abzubilden. Das Verfahren hat generell eine wichtige Funktion, wenn die ersten Schritte in einem neuen Forschungsgebiet gemacht werden, oder wenn, z.B. für die Anwendung in der Technik, eine empirische Regel aufgestellt werden soll, deren theoretische Begründung zu komplex ist oder nicht interessiert. So wird es auch hier der Begriff eher verwendet, aber in durchaus positivem Sinn:
Da sich die vorgeschlagenen heuristischen Verfahren aus der möglichst kompletten und anerkannten Quantentheorie ergeben sollen, sollen sie - so weit wie möglich - mit ihr in Einklang sein. Sie sollen dem Schüler aber aufwändige Rechnungen ersparen, sollen schneller, sozusagen auf einer Abkürzung richtige Ergebnisse liefern, häufig eher qualitative, die aber für die Schule durchaus ausreichen. Aber sie sollen mit der richtigen Quantentheorie so weit wie möglich verträglich sein.
Ich habe mir also folgende Forderungen an "vernünftige" heuristische Verfahren für die Schule gestellt:
Grundlage dieser Ausführungen sind ältere und modernere Standardwerke der Quantentheorie.
Heuristische Verfahren in der Quantenphysik sind für die Schule natürlich schon lange vorgeschlagen worden.
Beispiel 1:
Z.B. wird zu einer Behandlung des H-Atoms, die über das Bohrsche Modell hinausgehen soll, vorgeschlagen, die Grundzustandsenergie E aus einem Minimalprinzip zu bestimmen. E soll aus kinetischer und potenzieller Energie zusammengesetzt werden ( - obwohl wir wissen, dass das Elektron nicht gleichzeitig kinetische und potenzielle Energie haben kann). Die potenzielle Energie habe dabei die übliche -1/r-Abhängigkeit, die kinetische Energie wird abgeschätzt durch eine Un-be-stimmtheitsrelation Δp·Δr = h/2π, wobei dann die Ortsun-be-stimmtheit Δr durch den Atomradius r und die Impulsun-be-stimmtheit Δp durch den "Minimalimpulsbetrag" p ersetzt wird. Man erkennt in p·r = h/2π sofort die Bohrsche Quantenbedingung (für n = 1). Sie liefert eine Ekin proportional zu 1/r2 (Ekin an welcher Stelle?). Das Minimum der Gesamtenergie erhält man durch Ableitung der beiden Terme (prop. -1/r und prop. 1/r2) nach r. Das Verfahren liefert erstaunlich gut die exakte Grundzustands-Energie des H-Atoms (und ein Maß für den Atomradius).
Leider widerspricht es der Quantentheorie, insofern es explizit davon ausgeht, dass kinetische Energie und potenzielle Energie des Elektrons im Kernfeld gleichzeitig als Eigenschaften des Quantenobjekts existieren. Wir wissen aber aus der QT, dass in den stationären Zuständen, also solchen mit be-stimmter Gesamtenergie E, weder kinetische noch potenzielle Energie gleichzeitig zur Gesamtenergie messbar sind und allgemein auch diese nicht untereinander gleichzeitig.
Ein solches Verfahren würde mir weniger gefallen, da es ja gerade vom Ziel wegführt, einem Verständnis der QP näher zu kommen. Dass es komplementäre Größen gibt, die ein physikalisches System nicht gleichzeitig haben kann, wie hier Ort und Impuls bzw. potenzielle Energie und kinetische Energie oder kinetische und Gesamtenergie, scheint mir ein so wichtiger Gesichtspunkt zu sein, dass er nicht verletzt werden dürfte. Wpot kann nur eine abstrakte "Potenzialfunktion" sein, die die gleiche Form hat wie die klassische potenzielle Energie; "Potenzialoperator" und "Operator der kinetischen Energie" müssen wir in der Schule ja mit Recht vermeiden.
Eine genauere Analyse lässt sogar Zweifel am Ansatz Epot prop. -1/r aufkommen, weil ja der Ansatz nur für festen Radius r korrekt ist, aber hier auch noch angewandt wird, wenn r den "Aufenthaltsbereich" des Elektrons kennzeichnen soll. Man kann aber zeigen, dass die über den "Aufenthaltsbereich" mit Radius R gemittelte potenzielle Energie des Coulombpotenzials ebenfalls prop. -1/R ist, allerdings mit einem Faktor 3/2. Das hätte Konsequenzen für die quantitative Lage der Energieniveaus. Gründe für den guten "Erfolg" der originalen Rechnung sind auch klar: Die Rechnung ist identisch mit der vom Bohrschen Atommodell, wenn eine potenzielle Energie wie bei einer Kreisbahn mit Radius r im Coulombfeld angesetzt wird und die Bohrschen Quantenbedingung in der kinetischen Energie berücksichtigt wird.
Beispiel 2:
Nach einem anderen Verfahren wird das Coulombpotenzial des H-Atoms durch ein kugelsymmetrisches abschnittsweise konstantes Topfpotenzial mit unendlichen Wänden ersetzt, dessen Boden negative Energie W0 hat. W0 und Radius werden geeignet abgeschätzt. Dann werden die vermeintlich bekannten Energiestufen des Topfpotenzials (für unendlich tiefen Topf mit Boden bei Energie 0) zu der potenziellen Energie W0 im Topfpotenzial-Boden addiert um eine Gleichung für die Gesamtenergie zu erhalten, zusammengesetzt aus kinetischer und potenzieller Energie. Auch hiermit können die Energiestufen überraschend gut abgeschätzt werden. Unschön im Hinblick auf ein quantenmechanisches Atommodell erscheint wieder, dass das Verfahren die Vermutung nahelegt, dass das Elektron gleichzeitig potenzielle (W0) und kinetische Energie besitze, auch, wenn dies als allgemeine Aussage anderswo in solchen Darstellungen abgelehnt wird. (Vielleicht würden die Autoren solcher Vorgehensweisen einwenden, dass das Hinzufügen eines konstanten Potenzials W0 ja nur eine Verschiebung des Koordinatenursprungs der Energieskala bedeutet; dann könnte man über dieses Argument reden.) Für eine Abschätzung der Energiestufen ist eine solche Vorgehensweise wohl genügend gut; zu mehr taugt sie wohl nicht. Dafür taugt aber auch das Bohrsche Modell, das aus anderen Gründen der Quantenmechanik widerspricht.
Übrigens: Man umgeht das Problem der Kugelgeometrie nur in versteckter
Weise: Die Energie-Eigenwerte für die Kugelgeometrie sind auch für
das einfache Topfpotenzial nur für kugelige Zustände mit Bahndrehimpuls
l = 0 relativ leicht herzuleiten (Vgl. Flügge, Rechenmethoden der
Quantenmechanik, 33. Aufgabe). Nur für solche Zustände gilt: E
= h2/2m π2/R2
n2 = h2/(8mR2) n2 (n
ε N) mit dem Kugelradius R. Für unterschiedliche
Drehimpulsquantenzahlen l ¹ 0 erhält
man sehr viel mehr weitere Zustände mit nicht analytisch angebbaren
Energieformeln als Lösungen der zuständigen Besselschen
Differentialgleichung.
3. Grundfakten der Quantenphysik und heuristische Methoden
Zunächst: Was ist ein Teilchen? Die Quantentheorie sagt dazu nur eines: ein Eigenzustand des Teilchenzahloperators. In die Sprache der Schule übersetzt, könnte man sagen, dass Teilchen solche Quantenobjekte sind, die abzählbar sind. Das heißt, es kommen 0, 1, 2 oder 3, ... Objekte vor und es gibt Zählgeräte dafür. In diesem Sinn ist ein Elektron oder ein Photon per definitionem immer ein Teilchen, ohne jede Einschränkung, aber ein Quantenteilchen (mit besonderen nicht klassischen Eigenschaften). Genauso ein komplexes Fullerenmolekül oder ein Uran-Atom, trotz ihres komplizierten inneren Aufbaus, wenn sie als Ganzes betrachtet und gezählt werden. Wellen dagegen kann man nicht zählen. Sie sind niemals Teilchen im Sinne der Quantenphysik. Es gibt aber auch Quantenobjekte, bei denen eine Messung der Teilchenzahl immer 2 liefert, Teilchenzwillinge wie etwa Biphotonen (Diphotonen). Die bekanntesten Vertreter der Teilchenzwillinge sind wohl Cooper-Paare bei der Supraleitung. Sie gibt es in der klassischen Physik gar nicht. Sie bestehen nicht aus zwei individuellen Teilchen. Erst bei einer Messung können sie in solche "zerlegt" werden mit bestimmten individuellen Eigenschaften. Aber Licht und Materie kommen nicht nur in Teilchen-Zuständen mit einer be-stimmten Anzahl von Teilchen vor. Es gibt auch wichtige Zustände mit un-be-stimmter Teilchenzahl. Das ist eine der Stellen, an denen sich Abweichungen von der klassischen Vorstellung eines Teilchens ergeben. Quantenobjekte ist der Oberbegriff zu alle Objekte der Quantenphysik.
Quanten-Teilchen sind Träger einiger weniger fester Eigenschaften wie Ladung, (Ruhe-)Masse, Spin, Baryonenzahl, ... , aber nicht von Ort, Geschwindigkeit, Impuls, ... (wenn diese nicht gemessen sind).
Bei geladenen Teilchen ist der (seit ca. 1930) neue Teilchenbegriff in Einklang mit dem Millikan-Versuch, der ungeteilte freie Elektronen ausschließt. Bei Photonen zeigt das Grangier-Experiment (GRA-Experiment, nach seinem Erfinder: Grangier, Roger und Aspect), dass auch Photonen nur ungeteilt und nur abzählbar vorkommen (Simulationsprogramm PHOTONEN vom Autor). Es gab eine Reihe von handfesten Argumenten, die nach langem Ringen um die Interpretation der Schrödinger-Theorie Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts die Annahme von "verschmierten" Elektronen, Ladungswolken im Atom und konkreten Wellenpaketen endgültig widerlegten (nicht beobachtete Selbstwechselwirkung, Millikan-Versuch, einigermaßen lokalisierte Wellenpakete bleiben i.a. nicht lokalisiert, sondern fließen auseinander, die Wellenfunktion stellt keine Wellen im Anschauungsraum dar, sondern Wellen in abstrakteren Konfigurationsräumen, die i.A. hochdimensional sind - bei 2 Teilchen ohne Spin schon 6-dimensional). Wellenpakete für Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind natürlich wesentlicher Bestandteil einer quantitativen Theorie.
Die Grundfakten bzw. darauf aufbauenden heuristische Methoden bilden ein konsistentes System. Man kann natürlich an einzelnen Punkten, insbesondere an Formulierungen, rütteln, muss dann aber darauf achten, dass wieder ein in sich geschlossenes System von Argumenten entsteht. Es ist nicht beabsichtigt, ein vollständiges axiomatisches System zu formulieren.
A Eine Messgröße erhält erst durch eine Messung
einen physikalischen Sinn. Sonst ist die Messgröße un-be-stimmt
(objektive Un-be-stimmtheit), also
nicht nur unbekannt, sondern die betreffende Messgröße existiert
nicht als Eigenschaft des Quantensystems.
Klassisch denkbare Messgrößen können aber gemessen werden. I.A. ergeben sich bei der Messung streuende Messwerte, die dem objektiven Zufall unterliegen. (Wiesner/Müller: "dynamische Eigenschaft"). Damit hängen dann auch "objektive Wahrscheinlichkeiten" für das Eintreten von Messwerten zusammen. |
B Nicht alle klassisch denkbaren Eigenschaften eines Systems sind
gleichzeitig realisiert/haben gleichzeitig einen physikalischen Sinn/sind
gleichzeitig messbar (In diesem Sinn möchte ich Komplementarität
verstehen).
Beispiele: Ekin und Epot beim H-Atom oder im Potenzialkasten, Ekin und Epot beim Tunneleffekt, x und px beim Doppelspalt, beim H-Atom. Noch einmal (untere Zeile der 2. Figur): Spin (Durch die y-Messung (Messung von Sy) ist die Information über die frühere z-Messung verloren gegangen.) |
Mit Hilfe der (A) objektiven Un-be-stimmtheit und der (B) Nicht-Gleichzeitigen-Messbarkeit /Komplementarität lassen sich viele naive Fragen als physikalisch sinnlos erkennen. Darin liegt ein wesentlicher Wert für die Schule. Statistische Streuungen bei Messungen und Born's Wahrscheinlichkeitsdeutung ergeben sich zumindest qualitativ zwangsläufig.
C Einteilchen-Interferenz als Interferenz von nicht unterschiedenen
klassisch denkbaren Möglichkeiten (Es gibt auch die bekannte
Wellen-Interferenz und eine Zwei-Teilchen-Interferenz, von der hier nicht
gesprochen werden soll.)
Interferenz findet statt, wenn zu einem Ereignis zwei oder mehr klassisch denkbaren Möglichkeiten beitragen, zwischen denen nicht unterschieden wird. |
Diese neue Deutung der Interferenz ist eine Konsequenz aus dem bekannten Taylor-Versuch (für Photonen) oder neuerer Varianten (Tonomura für Elektronen; GRA-Versuch für Photonen): Bereits 1 Teilchen führt danach beim Doppelspalt zur Interferenz, die allerdings erst erkennbar wird, wenn der Versuch immer wieder mit einem identisch präparierten Teilchen (demselben oder einem anderen davon ununterscheidbaren) wiederholt wird.
Ich gehe davon aus, dass Schüler unabhängig von dieser Diskussion Interferenz bei klassischen Wellen verstanden haben (am besten lange vorher, in keinerlei Zusammenhang mit der Quantenphysik). Aber in Zusammenhang mit Interferenz in der Quantenphysik werden keine Wellen gebraucht. Deswegen lehne ich auch so abstruse Sprechweisen wie "das Elektron interferiert am Doppelspalt mit sich selbst" ab. In dieser Aussage steckt ja doch wieder die Annahme, dass es "in Wirklichkeit" einen Durchtrittsort des Elektrons gibt, dass er jetzt sogar aufgespalten ist in zwei Orte.
Einteilchen-Interferenz als Interferenz von nicht unterschiedenen klassisch denkbaren Möglichkeiten ist ein sehr tragfähiges heuristisches Konzept, weil es sich auf alle möglichen Typen von Experimenten anwenden lässt. "Klassisch denkbare Möglichkeiten" ist eine Formulierung von Küblbeck und Müller, die ich für sehr treffend halte. Beispiele:
In allen Fällen kann man mit der "Interferenz der Möglichkeiten" Maxima und Minima qualitativ erklären. Es wird also nicht behauptet, dass hier irgend "etwas" interferiert, wie etwa zwei Wellen, die sich Schüler höchstwahrscheinlich materiell vorstellen, sondern viel abstrakter: "Möglichkeiten". Verfahren, wie die "Interferenz von Möglichkeiten" quantitativ durchgeführt werden sollte, überschreiten höchstwahrscheinlich den Rahmen der Schulphysik. Addition von Wellenfunktionen (wie Sie es vielleicht von Feynman kennen), Zeigern (als vereinfachte Variante von Pfadintegralen, ebenfalls popularisiert von Feynman), etc. werden aber für die Schulphysik diskutiert. Es gibt eine Reihe von Simulationsprogrammen dafür, z.B. von Bader, deren Technik m.E. für die Schulphysik weniger interessant ist, sehr aufschlussreich aber viele ihrer Ergebnisse.
D WWI und Interferenz sind komplementär zueinander (Küblbeck und Müller nennen das allein - wie mir scheint - Komplementarität, obwohl Komplementarität (gemäß B) eher allgemeiner erscheint. |
Zugrunde liegen zwei verschiedene Experimente: (Denken Sie meinetwegen an einen Doppelspalt-Versuch oder ein Mach-Zehnder-Interferometer.)
Zu den zwei Typen von Fragestellungen gehören offenbar als Erfahrungstatsache - Zeilinger leitet aber auch das aus der Nicht-Gleichzeitigen-Messbarkeit her - völlig unterschiedliche Antworten der Natur, die sich nicht miteinander vereinbaren lassen, die eben komplementär sind. Beispiele. Unterschiedliche Reaktion des Systems.
Das hat nichts mit einem angeblichen "Wellen-" oder "Teilchencharakter" zu tun ( c) (obwohl manche, auch Wissenschaftler, das immer noch als eine bequeme Sprechweise, wie ein mündliches Stenogramm, ansehen, wobei sie die Ergebnisse der heutigen Quantenphysik meinen). Fragen, "ob ein Quantenobjekt als Teilchen auf einem bestimmten Weg oder als Welle auf zwei Wegen gleichzeitig eine Apparatur durchläuft", sind abstrus und dürfen nicht wörtlich genommen werden. Beispiele dazu sind einige Anordnungen (z.B. ein MZI) "mit verzögerter Entscheidung", wo sich der Experimentator erst verspätet entscheidet, ob er ein WWE oder ein Interferenz-Experiment durchführen möchte. Diese Entscheidung fällt erst dann, wenn das Quantenteilchen die Apparatur weitgehend "durchlaufen" hat oder gar schon nachgewiesen ist. Auch mit Quanten-Auslöschern (Quanten-Radierern) kann WWI oder Interferenz nachträglich den Messdaten entnommen werden, aber jede nur für sich. Dabei wäre es besonders abstrus, anzunehmen, dass sich das Teilchen erst nach dieser Auswertung entscheiden würde gemäß seinem vermeintlichen "Wellencharakter" oder seinem vermeintlichen "Teilchencharakter" lange vorher die Apparatur durchlaufen zu haben.
a) Wheelersches Gravitationslinsen-Interferometer Vor einem eventuellen WWE fällt der Experimentator keinerlei Entscheidung über einen vermeintlichen "Weg", auch, wenn dieser nach klassischer Vorstellung Milliarden Jahre vorher eingetreten sein müsste. Wäre auch absurd, wenn sich die Photonen bei der Entscheidung des Experimentators über die Art des Experiments zur Jetztzeit rückwärts entschließen müssten, sich als Wellen (beide Wege gleichzeitig) oder aber als Teilchen (bestimmter Weg) zu "verhalten". Es gibt kein "Verhalten" von Quantenobjekten, nur Antworten auf Fragen des Experimentators.
b) Mach-Zehnder-Interferometer mit verzögerter Entscheidung (Prinzip) !!!! keine Entscheidung über einen "Wellen-" oder "Teilchencharakter"
c) Mach-Zehnder-Interferometer mit verzögerter Entscheidung (Realisierung) !!!! keine Entscheidung über einen "Wellen-" oder "Teilchencharakter"
E HUR (= Heisenbergsche Un-be-stimmtheitsrelation)
Sie ist eine direkte Folge der Nicht-Gleichzeitigen-Messbarkeit / Komplementarität zweier physikalischer Größen (Ausnahme: Energie-Zeit-Unschärfe). |
Sie besagt Folgendes: Ein Quanten-System sei in einem bestimmten Zustand präpariert worden. Wenn für diesen Zustand A und B zwei nicht gleichzeitig messbare Größen sind, also, wenn das System die beiden Messgrößen nicht gleichzeitig als Eigenschaften hat, dann ist mindestens eine der beiden Größen un-be-stimmt, häufig auch beide. Aber innerhalb bestimmter Bereiche, innerhalb der Un-be-stimmtheiten ΔA und ΔB. (d.h. von A und B existiert in diesem Zustand mindestens eine nicht als exakte Eigenschaften des Systems) werden zukünftige Messwerte von A und B für den Zustand doch so realisiert werden, dass sie nur innerhalb der Un-be-stimmtheiten streuen. Ihr Produkt lässt sich nicht unter eine bestimmte Schwelle drücken.
Wichtig:
M.E. stellt die HUR keine Einschränkung unserer Kenntnis dar, sondern eine Erweiterung, weil ja mindestens eine der beteiligten Messgrößen un-be-stimmt ist, also vor der Messung nicht Eigenschaft des Systems ist. Dass die späteren Messwerte dennoch im wesentlichen "nur" innerhalb der Un-be-stimmtheiten streuen werden, ist ein "Geschenk der Quantenphysik an den Physiker, der weiterhin noch ein bisschen klassisch denken möchte".
Weil Un-be-stimmtheiten in der klassischen Physik nicht vorkommen (höchstens Bereiche der Unkenntnis oder Schwankungsbereiche, häufig Unschärfen oder Ungewissheiten genannt), kann die HUR auch nicht mit klassischen Methoden, also z.B. in der Schulphysik, hergeleitet werden. Die HUR ist nicht eine Folge unkontrollierbarer mechanischer Stöße, wie manchmal behauptet wird, Heisenberg folgend ("Heisenberg-Mikroskop"). Solche Argumente setzen letzten Endes voraus, dass es ein ungestörtes Verhalten in Wirklichkeit gebe, das wir nur nicht kennen. Bei Herleitungen in der Schule muss man also sehr vorsichtig sein. Klassische Störungen können zusätzlich zu Streuungen führen.
Z.B. an der TU Wien wurden 2010/2012 Experimente gemacht, die die beiden Anteile quantitativ voneinander trennen konnten. Zitat: "Die Unschärfe (eigentlich Un-be-stimmtheit) kommt nicht vom störenden Einfluss der Messung auf das Quantenobjekt, sondern von der Quanten-Natur der Teilchen selbst."
Solche anschaulichen Herleitungen kranken oft daran, dass bei ihnen Δx bzw. Δpx Schwankungsbereiche oder Unsicherheitsbereiche von an sich existierenden, nur unbekannten Messgrößen sind. Benutzt man eine solche "Herleitung" in der Schule, suggeriert man unvermeidlich, dass die Schüler Un-be-stimmtheiten mit Schwankungsbereichen oder Bereichen der Unkenntnis an sich existierender Eigenschaften verwechseln. Deshalb sollte man m.E. so die HUR an der Schule nicht "herleiten", sondern mehr anwenden. Es gibt halbklassische Herleitungen, z.B. die HUR beim Doppelspalt, bei denen der Charakter der Un-be-stimmtheiten besser, aber auch nicht ganz befriedigend herauskommt.
Beispiel einer krummen "Herleitung": klassisches Bohrsches H-Atom
Es gilt die Quantenbedingung: p·r = n·h/2π (n
ε N). Geht man davon aus, dass die x-Koordinate schwankt zwischen
-r und r, und die x-Koordinate des Impulses px zwischen
-p und p, dann sind die Schwankungsbereiche Δx
» 2r und Δpx
» 2p, also
Δx·Δpx
» 4·r·p = 2 n·h/π .
Bei geeigneter Wortwahl würde man auch noch ein >-Zeichen hineinmogeln
können. Man hat eine Gleichung erhalten, die wie eine HUR aussieht,
aber keine ist: Δx und Δpx sind nicht die
quantenphysikalischen Un-be-stimmtheiten, sondern Schwankungsbereiche.
Ich meine, eine solche "Herleitung" hätte für die Schule den einzigen Sinn zu zeigen, was die HUR nicht ist. |
Beispiel einer halbklassischen Herleitung: Doppelspalt:
Der Spaltabstand d kann als Maß für die Un-be-stimmtheit genommen
werden. Die Impuls-un-be-stimmtheit wird aus der Interferenzfigur
abgeschätzt, wenn angenommen wird, dass die "Seitwärtsstreuung"
der Messwerte für den Ort durch eine Streuung des Impulses in Querrichtung
zustandekommt ( wenn angenommen wird, dass die seitliche Streuung auf dem
Schirm eine Folge der Un-be-stimmtheit des Querimpulses ist).
Man sollte m.E. den Eindruck vermeiden, dass die seitliche Streuung auf dem Schirm die ursächliche Folge eines Querimpulses sei, den das Teilchen bei einer Wechselwirkung mit den Atomen des Doppelspalts erhalten habe. Eine solche Behauptung wäre m.E. in einem nicht tolerierbaren Widerspruch zur Quantentheorie. Problematisch erscheint es auch, dass es nach der Zeichnung so aussieht, als bewege sich das Teilchen vom Doppelspalt zum Nachweisort längs einer Bahn mit dem Ablenkwinkel α. Deswegen fasse ich die gestrichelte Strecke (mit Fragezeichen versehen) als Peillinie auf (bestenfalls: klassisch denkbarer Weg). |
Ich meine, statt die HUR im Schulunterricht "herzuleiten" sollten mehr Anwendungen und Konsequenzen diskutiert werden. Manche Probleme kann man aber auch hier nicht vermeiden.
Beispiel einer Anwendung: Einfachspalt
Durch die Spaltbreite b ist der Ort un-be-stimmt innerhalb des Bereichs Δx = b (oder b/2). Daraus ergibt sich gemäß der HUR eine Impuls-un-be-stimmtheit für die gleiche Koordinatenrichtung Δpx >= h/4πb. Die Impuls-un-be-stimmtheit führt zu Streuungen des Nachweisorts in einem Bereich gemäß Δ/D = Δpx/pz, also Δ = D h/4πb / (h/λ) = D λ/ 4πb, wobei die deBroglie-Wellenlänge eingesetzt wurde. Wenn das aufgefasst wird als die (halbe) Breite des zentralen Maximums, kann man folgern, dass das zentrale Maximum um so breiter ist, je schmaler die Spaltbreite und je größer die Wellenlänge. Das ist die Erkenntnis, die man aus der Anwendung der HUR gewinnen kann, sie ist zweifellos richtig. Zum Vergleich: Die Wellentheorie des Einfachspalts lehrt für die Lage des 1. Minimums in Kleinwinkelnäherung: λ/b = Δ/D, also Δ = D λ/b. Der zusätzliche Faktor 1 / 4π ist reine Willkür und ließe sich jederzeit anders abschätzen. |
Das nachfolgende Grundfaktum sollte nur der Lehrer im Hinterkopf behalten, es sollte seine Sprechweisen bestimmen, aber nicht die Inhalte des Unterrichts:
F Revision des Teilchenbegriffs und des Wellenbegriffs bei
Vielteilchen-Zuständen
Einerseits gibt es keinen "Welle-Teilchen-Dualismus", da Teilchen klar definiert und ohne "Alternativcharakter" sind. Elektronen und Photonen sind unzweifelhaft Teilchen im Sinne der Quantenphysik, weil sie abzählbar sind. Teilchen sind keine Wellenpakete, es gibt keine "verschmierten Teilchen"; auch im Atom sind Elektronen keine stehenden Wellen. Wellenpakete können aber dazu taugen, die wahrscheinlichen Nachweisorte eines Teilchens zu beschreiben, wenn dieses im Ortsraum (oder auch im Impulsraum) wenigstens einigermaßen lokalisiert ist. λ = h/p ist auch nicht die "deBroglie-Wellenlänge des Elektrons", sondern die "dem Elektron zugeordnete deBroglie-Wellenlänge", weil das Elektron keine Welle ist und deshalb auch keine Wellenlänge haben kann. |
Der Teilchenbegriff hat nichts mit Lokalisierung zu tun. Ein Teilchen, das im Impulsraum scharf lokalisiert ist (enges Wellenpaket zur Beschreibung von Messungen an ihm), ist im Ortsraum total unlokalisiert und umgekehrt.
Andererseits handelt es sich bei Quantenteilchen nicht um klassische Teilchen, denn:
In der Zwischenzeit ist es mit gewissen Näherungen gelungen, für den kohärenten Zustand des Atomlasers analog zu elektromagnetischen Wellen reellwertige Wellen zu konstruieren, die die Bezeichnung "Materiewellen" eher verdienen als Wellenfunktionen.
4. Anwendungen der heuristischen Methoden in der Schule
Beispiele dazu und vor allem Wheelers Gravitationslinsen Interferometer v20.html
11. "Schulversuche":
Reale und simulierte Versuche erläutern einige der Grundfakten; sie sollen keinen Quantencharakter "beweisen":
Experiment mit dem modifizierten Doppelspalt (senkrecht zueinander orientierte Polarisatoren hinter beiden Spaltöffnungen):
Oben: Da die durchtretenden Photonen unterschiedlich "markiert" sind, also eine Messung des Durchtrittsorts ermöglichen, ergibt sich nur das Interferenzbild vom Einfachspalt. Unten: Entfernt man die WWI der Photonen durch einen schräggestellten Analysator, kommt es zur Doppelspalt-Interferenz. |
Liste der Grundfakten:
|
Erfolge:
Eine Reihe von Fragestellungen werden als physikalisch sinnlos erkannt:
Eine Bemerkung zum Welle-Teilchen-Dualismus im ursprünglichen Sinn:
Wenn Sie irgendetwas sagen von der Art:
"Je nach Experiment verhält sich das Elektron/Photon wie eine Welle oder wie ein Teilchen"
dann vertreten Sie eine historische Hypothese, die seit den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts als überholt gilt! In Wirklichkeit geht es um die Art der Fragestellung, auf die die Natur korrekt antwortet, und um Wahrscheinlichkeiten. Die Physik kann auch nichts zu einem "Verhalten" sagen. Siehe das Zeilinger-Zitat unten.
Eine Bemerkung zur "Modellphilosophie":
Gemeint sind Varianten der Aussage, dass je nach Experiment das Modell einer klassischen Welle oder das Modell eines klassischen Teilchens zur Beschreibung eines Quantenteilchens zweckmäßig/notwendig sei.
Als didaktisches Modell ist diese Aussage nicht eigentlich falsch ("notwendig" wäre falsch). Aber es handelt sich dabei nicht um eine wissenschaftliche Aussage und ist aus der Quantenmechanik selbst nicht begründbar. Die "Modellphilosophie" ist auch nicht Gegenstand der Quantenmechanik. Sie versagt bei Mehrteilchen-Zuständen, bei denen die verwendeten Wellen(-funktionen) als Wellen in hochdimensionalen Konfigurationsräumen klar erkennbar sind. Sie versagt auch bei elektromagnetischen Wellen, Schallwellen (Phononen) und anderen, die am ehesten durch kohärente Zustände mit un-be-stimmten Teilchenzahlen beschrieben werden. Aber sie ist manchmal zweckmäßig zu qualitativen "Erklärungen". Jedoch gibt es nur wenige Experimente, die zu einem bestimmten Modell zwingen. Dazu gehören nicht Interferenz, Photoeffekt, Gitterbeugung, wohl aber der Millikan-Versuch, das GRA-Experiment u.a.
Anton Zeilinger Indeed, following Bohr, I would argue that we can understand quantum mechanics, if we realize that science is not describing how nature is but rather expresses what we can say about nature. |
6. Eine Auswahl von Literatur und Links:
J. Küblbeck, R. Müller, Die Wesenszüge der Quantenphysik, Aulis Verlag Deubner, Köln, 2003
E. Fick, Einführung in die Grundlagen der Quantentheorie, Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main, 1972 (Begriffliches sehr klar!)
J.J. Sakurai, Modern quantum mechanics, Addison-Wesley, Redwood City, 1985
M. Le Bellac, Quantum Physics, Cambridge University Press, Cambridge, 2006 (auch mit moderneren Experimenten!)
A. Zeilinger, Einsteins Schleier, Die neue Welt der Quantenphysik, Beck, München, 2003 (ohne Formalismen; Begriffliches an modernen Experimenten sehr klar dargelegt)
R. Loudon, The quantum theory of light, Clarendon Press, Oxford, 2000 (insbesondere das Kapitel über kohärente Zustände von Licht)
Münchner Internetprojekt zur Lehrerfortbildung in Quantenmechanik (Milq) http://homepages.physik.uni-muenchen.de/~milq/milq_basiskursp01.html
http://milq.tu-bs.de/index.php/hinweise/downloads/118-simulationsprogramme-download.html
http://www.muthsam.de/doppelspalt.htm
http://www.forphys.de (Enthält meine Ausführungen noch ausführlicher und noch Vieles mehr.)