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Geschwindigkeit als
Steigung des t-x-Graphen
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In der Didaktik wird zwischen Geschwindigkeit und Tempo unterschieden (vgl. didaktogene Lernschwierigkeiten), ähnlich wie im englischen Sprachraum zwischen velocity und speed unterschieden wird. In der Schulmechanik kann man eigentlich nur mit dem Geschwindigkeitsbegriff etwas anfangen.
Ausgangspunkt ist ein einfaches Experiment mit einer gleichförmigen Bewegung (Bewegung mit konstanter Geschwindigkeit). Beispiele:
Die Schüler zeichnen ein t-x-Diagramm mit den Daten. Die Konstanz der Steigung ist Anlass, ihr einen Namen zu geben: Geschwindigkeit:
Geschwindigkeit: v
= Δx / Δt
"Geschwindigkeit ist Ortsänderung pro Zeiteinheit" |
"graphischer Steigungsbegriff" |
Der Zusammenhang mit der Steigung des t-x-Graphen und
die Folge der beiden möglichen Vorzeichen von v werden
konkretisiert bei Realbewegungen vor dem Sonarmeter (indem
z.B. eine Versuchsperson hin und her geht). Dabei kann ohnehin
nicht vermieden werden, zwischendurch Bewegungsabschnitte mit
nicht konstanter Geschwindigkeit zu betrachten.
Wichtiger als ein Zusammenhang mit irgendwelchen Formulierungen des Differentialquotienten erscheint ein anschaulicher Zusammenhang mit so etwas wie "Steilheit" oder die Orientierung der Hand, die quasi parallel an den Graphen angelegt wird. Der Schüler muss ein Gefühl dafür bekommen, wie sich größere oder kleinere Geschwindigkeit im Anstieg oder Abfall des t-x-Graphen ausdrücken. |
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Hinweis: Tempo (das der Autotacho anzeigt) wäre zu definieren als "Wegabschnitt pro Zeiteinheit". So wichtig der Begriff für Kraftfahrzeugtechnik und Verkehr ist, sowenig kann man in der Schulmechanik etwas mit ihm anfangen. "Weg durch Zeit" ist noch weniger brauchbar, da es nur für eine spezielle Anfangsbedingung gültig ist.
Der Weg vom t-x-Diagramm zur Geschwindigkeit läuft über die Steigung.
Es gibt auch einen Weg vom t-v-Diagramm zur Ortsänderung Δx = v · Δt: das "Flächenverfahren". Bei konstanter Geschwindigkeit entspricht die Ortsänderung Δx in einem Zeitintervall Δt der Fläche unter dem t-v-Graphen. Von der Ortsänderung Δx kommt man zum Ort x, wenn man den Anfangsort x0 zu Beginn des Zeitintervalls hinzu addiert (Es handelt sich um eine "Integration". In der Schule nenne ich sie (zunächst) "Flächenverfahren"):
Das gilt für ein beliebiges Zeitintervall Δt, wenn zu seinem Beginn der Ort x0 ist. Wenn das Zeitintervall Δt zur Zeit t = 0 beginnt, kann statt Δt auch t geschrieben werden. |
Das Flächenverfahren stellt ein Vehikel dar, mit dem im Fall von beschleunigten Bewegungen vom t-a-Diagramm zum t-v-Diagramm und dann zum t-x-Diagramm fortgeschritten wird.
Bei "gestückelten" Bewegungen bzw. der "Methode der kleinen Schritte" ist dabei zu berücksichtigen, dass für jedes Intervall der im vorhergehenden Intervall erreichte Wert als Anfangswert eingeht. Kleine Fehler summieren sich deshalb.
Geschwindigkeitsmessung mit Lichtschranken: die
Zeitmittengeschwindigkeit
Mit 2 Lichtschranken kann man auf der Fahrbahn einerseits die Laufzeit t, andererseits mit der 2. Lichtschranke die Durchschnittsgeschwindigkeit vD während ihrer Unterbrechungszeit Δt messen. Bei konstanter Beschleunigung stimmt die Durchschnittsgeschwindigkeit vD exakt mit der Momentangeschwindigkeit vM in der Zeitmitte zwischen Unterbrechung und Freigabe des Lichtstrahls überein ("Zeitmittengeschwindigkeit"). Man muss dann die Durchschnittsgeschwindigkeit der Zeitmitte als Momentangeschwindigkeit zuordnen. Bei nicht konstanter Beschleunigung ist das in der Regel immerhin besser, als wenn man die Durchschnittsgeschwindigkeit dem Intervallanfang oder dem Intervallende zuordnet.
Wenn t1 die Unterbrechungszeit ist und t2 die Freigabezeit, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit nämlich (v = v0+ a·t vorausgesetzt) vD = (v1+v2)/2 = v0 + a·(t1+t2)/2. Die Zeitmittengeschwindigkeit (Momentangeschwindigkeit zur Zeitmitte tM = (t1+t2)/2) ist vM = v0 + a·(t1+t2)/2.
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