Quantenphysik für die Schule Das Würzburger Quantenphysik-Konzept |
© Horst
Hübel Würzburg
2005 - 2018
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I.7 Licht und Materie kommen in Teilchen-Zuständen vor - aber nicht immer ! |
I.7.1 Licht und Materie in seltsamen - und scheinbar doch vertrauten - Zuständen |
Schon von unseren ersten Begegnungen mit der Schulphysik an sind
wir darauf eingestellt, uns die Materie zusammengesetzt zu denken
aus Teilchen, wobei implizit mit dazu gedacht wird: "aus Teilchen
in einer be-stimmten Anzahl". Niemand könnte sich normalerweise
vorstellen, was es heißen sollte, dass sich ein Kristall bei jeder
gleichartigen Messung aus jeweils einer anderen Zahl von Atomen
oder Ionen zusammensetzen würde, wenn nicht gerade ein Schmelz-
oder Kristallisationsvorgang ablaufen würde.
Genau das aber gilt für die Strahlung eines Lasers, für einen BEC-Zustand mit bosonischen Atomen und für einen Atomlaser. Zu ihrer Beschreibung sind " kohärente Zustände " (auch "Glauber-Zustände" genannt) mit un-be-stimmter Teilchenzahl geeignet oder es werden zumindest solche diskutiert. Dagegen befindet sich normale Materie in der Regel in Zuständen mit be-stimmter Teilchenzahl. Kohärente Zustände (mit un-be-stimmter Teilchenzahl) haben (bei einer einmodigen elektromagnetischen Welle) folgende Eigenschaften:
Ähnliches gilt auch für bestimmte Teilchenschwingungen in Festkörpern und langgestreckten Molekülen (Phononen und Polaritonen) und Radiowellen. Seit 2005 ist ein schon länger theoretisch gefordertes ähnliches Verhalten auch für Bose-Einstein- Kondensate aus bosonischen Atomen und für Atomlaser nachgewiesen (Esslinger u.a. und Westbrook u.a.). In vollkommener Analogie zur elektromagnetischen Welle kann man jetzt eher von einer "Materiewelle" sprechen: Der Erwartungswert der "Feldstärke" entspricht einer klassischen, wenn auch komplexwertigen, Welle im Anschauungsraum. Sein (Betrags-)Quadrat ist proportional zur Zahl der Teilchen, die in einem Intervall der Breite Δx nachgewiesen werden. Die Interferenz zweier solcher (gleichfrequenter) Atomlaser, die erstmals 1997 von Ketterle (Nobelpreis 2002) beobachtet wurde, lässt sich für große Teilchenzahlen somit auch als klassische Interferenz einer "Materiewelle" (im klassischen Sinn) deuten. Ketterle und seine Mitarbeiter stellten in einer Magnetfalle ein aus zwei Teilen bestehendes Bose-Einstein-Kondensat her. Nach dem Abschalten der Falle begannen beide Kondensate im Gravitationsfeld zu fallen, wobei sie sich ausdehnten und nach kurzer Zeit (Millisekunden) teilweise überlappten. Im Überlappungsbereich entstanden Maxima und Minima mit unterschiedlichen Atomzahlen, die direkt fotographiert werden konnten. Im Unterschied zu einem "Superatom" im Sinne eines sehr großen Atoms, noch größer etwa als ein Fulleren-Molekül, als das ein Kondensat manchmal beschrieben wird, entsteht die Interferenzfigur "auf einmal", wenn sich die beiden Teile des Kondensats überlappen. Bei einzelnen (noch so großen) Atomen wird dagegen die Interferenzfigur erst nach sehr vielen gleichartigen Versuchen sichtbar. Das zeigen auch die Interferenz-Versuche mit Fulleren-Molekülen. Für unser Verständnis von Teilchen-Zuständen müssen wir folgern:
Wenn behauptet wird, dass ein System sich nicht in einem Teilchen-Zustand befindet (Zustand mit be-stimmter Teilchenzahl), ist damit nicht etwa gesagt, dass es sich in einem "Wellen-Zustand" befinde, was auch immer das bedeuten sollte. Der Gegensatz besteht zwischen be-stimmter Teilchenzahl und un-be-stimmter Teilchenzahl. *) Variierende Teilchenzahlen sind m.E. nicht eine Folge einer ständigen "realen" Erzeugung und Vernichtung von Teilchen, sondern eine Folge der Tatsache, dass in solchen Zuständen die Teilchenzahl (Amplitude) "genauso wenig wie die Phase der Welle" ohne eine Messung nicht Eigenschaft des Systems ist, dass sie also ohne eine Messung für das System sinnlos ist. Zwar können Photonen wegen ihrer fehlenden Ruhemasse bei Energiefluktuationen leicht real (und erst recht virtuell) erzeugt und vernichtet werden. Bei bosonischen Atomen mit endlicher Ruhemasse ist das aber aus Energieerhaltungsgründen nicht möglich. Ein klassisches Modell für die schwankenden Teilchenzahlen im Kondensat beruht darauf, dass es von einem Gas nicht kondensierter Atome umgeben ist. Manche Wissenschaftler führen dann die schwankenden Atomzahlen im Kondensat auf einen Teilchen-Austausch mit dem umgebenden Gas zurück. Das ist sicher möglich, trifft aber m.E. nicht den Kern des Problems der un-be-stimmten Teilchenzahlen. Kohärente Schwingungen von Ionenketten aus 7 Ionen zeigen die Videos von Nägerl u.a. von 1998. Im Jahre 2006 wurden kohärente Polariton-Zustände in Kristallen experimentell von A. Cavalleri et al. sichtbar gemacht. Wenn man nur an klassische Schwingungen denkt, wird man die Ergebnisse beider Experimente vielleicht nicht besonders aufregend finden (die experimentelle Kunst schon). Aber: In beiden Fällen sind die klassisch erscheinenden Schwingungen nur durch kohärente Zustände mit un-be-stimmter Teilchenzahl (hier "Phononen"zahl) beschreibbar, nicht mit Zuständen be-stimmter Teilchenzahl. |
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I.7.2 Nichtklassisches Licht |
Zu klassischem Licht gehört das von thermischen Quellen ausgestrahlte chaotische Licht mit ständigen Amplituden-, Phasen- und Polarisationsschwankungen ("Fluktuationen"), dann aber auch das kohärente Licht eines Lasers. Nachdem die Statistik solchen Lichts verstanden war, stellten sich Forscher die Frage, ob man das statistische Verhalten oder die Art der Fluktuationen abwandeln könnte, natürlich in Einklang mit der Heisenbergschen Un-be-stimmtheitsRelation . Bei chaotischem Licht beobachtete man Photonenbunching, d.h. auf ein nachgewiesenes Photon folgt mit Vorliebe gleich ein zweites. Bei Laser-Licht dagegen fehlen solche Korrelationen. Könnte man auch Licht erzeugen, bei dem auf ein nachgewiesenes Photon seltener als es dem Durchschnitt entspricht, ein weiteres folgt, also Licht mit Antibunching? Dann hätte man ein besonders "rauscharmes" Licht, hervorragend geeignet für die Nachrichtenübertragung. Ähnlich wurde überlegt, ob man - ähnlich wie beim Laser, wo Amplituden- und Phasen-Un-be- stimmtheit bzw. E- und B-Un-be-stimmtheit durch die Heisenbergsche Un-be-stimmtheits-Relation [Kap. I.9] gemeinsam nach unten begrenzt sind - die eine Un-be-stimmtheit auf Kosten der anderen verkleinern könnte (" gequetschte Zustände "). Solches nichtklassisches Licht konnte erzeugt werden. Die Hoffnungen hinsichtlich von Anwendungen erfüllten sich bisher aber noch nicht. |
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( aktualisiert 2018)