G60 Emission von Licht durch ein angeregtes Atom - Quantensprünge |
Man kann einem Atom auf verschiedene Weise Energie zuführen. Man kann es z.B. beschleunigen. Dann steigt seine kinetische Energie. Ganz gleich, welche Energie man zur Verfügung hat, das Atom wird beschleunigt. Man kann aber auch seine innere Energie steigern, indem man das Atom "anregt". Am klarsten sind die Vorgänge, wenn man dem Atom Energie in Form eines Photons mit der wohldefinierten Energie E = h.f anbietet. Grob gesagt, kann dann zweierlei passieren:
Es gibt allerdings einen Ausnahmefall, der in den letzten Jahrzehnten große Bedeutung erlangt hat: Wenn die Photonenenergie nur geringfügig unterhalb der benötigten Energiedifferenz liegt, kann sich das Atom den fehlenden Energiebetrag aus seiner kinetischen Energie holen. Dann wird das Atom gleichzeitig angeregt und gebremst. Diesen Mechanismus nutzt man bei der "Laserkühlung" aus: Atome oder Ionen werden durch Laseranregung soweit gebremst, dass ihre (mittlere) kinetische Energie der thermischen Energie k.T entspricht, wobei T in der Größenordnung von 10-3 K ist. Diese Technik war eine der Voraussetzungen um einzelne Ionen und Atome in einer "Falle" festzuhalten um dann mit ihnen experimentieren zu können.
Eine andere Möglichkeit der Anregung besteht darin, andere, materielle Teilchen gegen das Atom prallen zu lassen. Dann kann das Geschossteilchen ähnlich wie ein Photon das Atom anregen (Stoßanregung). Es gibt dann seine kinetische Energie ganz oder auch teilweise ab. Der Energieverlust entspricht wieder genau der Energiedifferenz zwischen einem besetzten Zustand und einem noch unbesetzten erlaubten Zustand, wie beim Photon, aber die Restenergie teilen sich Geschossteilchen und Atom als kinetische Energie. Es handelt sich ganz offenbar um einen inelastischen Stoß. Hier muss man also die Geschossenergie nicht so genau auf die Energiedifferenz einstellen.
Wenn ein Atom angeregt wurde, wird es nach einer gewissen Zeit die zugeführte Energie wieder verlieren durch Abgabe von - in der Regel - einem Photon, um dann in den energieärmeren Zustand (in der Regel den Grundzustand) zurückzukehren (Lichtemission).
Nach welcher Zeit - größenordnungsmäßig - geschieht diese Photon-Emission? Geschieht sie jeweils nach der gleichen Zeit?
Grob kann man sagen, dass dies unterschiedlich ist je nach Atomsorte, und in der Regel ist sie auch bei jedem einzelnen Atom anders. Typisch sind 10-8 s, aber es gibt auch "schnellere Übergänge" und in seltener Fällen auch viel "langsamere", wo es Sekunden dauern kann, bis ein Photon emittiert wird. Diese Zeit hängt auch von der Umgebung des Atoms ab. Bringt man das Atom in einen "Hohlraumresonator", so kann es - je nach dessen Abmessungen - sogar viel länger oder auch kürzer dauern, bis das Atom seine Überschussenergie wieder abgegeben hat. Aber selbst bei gleichen Umständen (gleiches Atom, gleiche Umgebung, gleicher Hohlraumresonator) erfolgt die Emission des Photons innerhalb des angegebenen Zeitrahmens ganz unregelmäßig und in nicht vorhersagbaren Zeitabständen, dem objektiven Zufall unterworfen. Das soll jetzt untersucht werden.
Man experimentiert mit einem einzigen Atom. Das geht? Ja, seit wenigen Jahrzehnten kann man einzelne Ionen und Atome isolieren und in einer so genannten Falle (z.B. Paul-Falle nach ihrem durch einen Nobelpreis 1989 geehrten Erfinder) festhalten. Und das Überraschende ist, dass man beim folgenden Experiment die abgegebene Strahlung von diesem einen Atom oder Ion sogar mit freiem Auge sehen kann!
Das Atom besitze also die zwei Zustände 0 und 2 mit den Energien E0 und E2. 0 sei der Grundzustand. Durch einen Laser L2, dessen Photonen gerade die Energie haben, die der Differenz zwischen E2 und E0 entspricht, soll das Atom aus dem Grundzustand mit E0 in den höheren (anregten) Zustand mit E2 angeregt werden. Nach der Anregung wird das Atom die überschüssige Energie wieder in Form eines Photons abgeben. Es wird in irgendeine Richtung abgestrahlt. Wenn dort gerade der Photonendetektor steht, kann man die Photonenemission nachweisen und auch ihren Zeitpunkt messen. I.A. wird das aber nicht gelingen, besonders dann nicht, wenn die "mittlere Lebensdauer" des Atoms im angeregten Zustand sehr groß ist; dann erfolgt die Photonen-Emission in sehr großen Zeitabständen und wird in der Regel übersehen, weil der Detektor gerade an der falschen Stelle stand. Und bei einer typischen Zeit von 10-8 s muss man schon eine sehr schnelle Messapparatur zur Verfügung haben. Auswege:
Der indirekte Nachweis der Photonenabgabe geschieht nach einem Experiment einer Forschergruppe in Konstanz (Dehmelt et al.) folgendermaßen: Es wird ein drittes Energieniveau verwendet mit der Energie E1, die oberhalb von E2 liegt. Bereits nach sehr kurzer Zeit (typisch 10-8 s) gibt das Ion diese Energie wieder ab, wenn es zuvor angeregt wurde. Dazu wird ein zweiter Laser L1 verwendet, der Photonen mit einer Energie einstrahlt, die genau der Energiedifferenz E1- E0 entspricht. Weil es sich um schnelle Übergänge handelt, nimmt das Ion in der Falle die Laser-Energie auf und strahlt sie quasi sofort wieder ab in Form von Fluoreszenz-Licht. Das wiederholt sich umso schneller, je mehr Photonen der Laser L1 herbeischafft. Wenn man einen starken Laser verwendet, der in der Zeiteinheit sehr viele passende Photonen ausstrahlt, sieht man das eine Ion mit freiem Auge gleichmäßig leuchten als Folge der vielen kurzzeitigen Anregungen und Photonen-Abstrahlungen.
Aber nicht immer: In seltenen Fällen kommt es vor, dass auch der erste Laser L2, zuständig für die Anregung des Atoms vom Grundzustand in den metastabilen Zustand E2, das Atom anregen kann. Dann befindet es sich also im langlebigen Zustand E2, und steht für Anregungen aus dem Grundzustand in das Niveau E1 nicht zur Verfügung: die Fluoreszenzstrahlung vom Übergang E1 nach E0 erlischt plötzlich, bis nach einiger Zeit (es wurden sogar schon typische Zeiten von 30 s gemessen) das Atom aus dem metastabilen Zustand in den Grundzustand übergeht und für weitere Anregungen durch den zweiten Laser aus dem Grundzustand in den angeregten Zustand E1 zur Verfügung steht, von wo aus es - sogar gefördert durch das Laserlicht L1 - wieder in den Grundzustand übergeht, wobei die Fluoreszenzstrahlung freigesetzt wird. Den Zeitverlauf zeigt schematisch die Graphik. |
Bemerkenswert ist Folgendes:
Bei anderen, "normalen" atomaren Übergängen sind die Verhältnisse ganz ähnlich; sie laufen nur insgesamt in der Regel schneller ab und sind, u.a. auch deshalb, nicht so leicht zu beobachten:
Die Lichtemission durch angeregte Atome ist ein objektiv zufälliger Vorgang. |
Bei ihm kann prinzipiell nicht erklärt werden, warum ein Atom schon nach 10-8 s ein Photon abgibt und das gleiche oder ein identisches ein andermal erst nach 40 s. Wir haben ja auch klassisch argumentiert und uns vorgestellt, dass das Atom wie ein makroskopisches Gebilde zu irgendeinem festen Zeitpunkt ein Photon abstrahlt.
Genauso ist die Lichtabsorption durch Atome, auch beim Photoeffekt in einer Photokathode etwa, ein objektiv zufälliger Vorgang. Es lässt sich nicht vorhersagen (objektive Un-be-stimmtheit), wann ein Photon absorbiert wird und beim Photoeffekt ein Photoelektron auslöst. (Vgl. Linienbreite)
(aktualisiert 2012)