SG149a
Oberflächenladungen bei einem stromdurchflossenen Leiter ©
H. Hübel Würzburg 2023
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Impres-sum |
Abb. 1: E-Feld einer
geladenen Metallkugel (statische Ladungen; kein Stromfluss) Ein elektrisch geladener Metallkörper, z.B. eine Metallkugel, trägt Ladungen allein auf seiner Oberfläche. Von positiven Ladungen geht ein elektrisches Feld in den Außenraum aus; das Innere des Metallkörpers ist frei von elektrischem Feld. Im Außenraum steht das elektrische Feld senkrecht auf der geladenen Oberfläche. Denn, gäbe es dort ein elektrisches Feld nicht senkrecht zur Oberfläche, würde es Ladungen im Metall verschieben, bis das Feld keine Komponente parallel zur Oberfläche mehr hätte. Wenn im Inneren ein elektrisches Feld vorhanden wäre, würde es ebenfalls elektrische Ladungen verschieben, bis das Innere feldfrei wäre. Von dieser Situation soll hier nicht die Rede sein. Im Folgenden geht es um Oberflächenladungen bei stromdurchflossenen Leitern. |
Üblicherweise wird in der Schulphysik nur ein "stationärer
Strom" behandelt, der sich einige Zeit nach dem "Einschaltvorgang"
eingestellt hat. Während des Einschaltvorgangs finden zum Teil recht
komplizierte Vorgänge statt, die m.E. in der Schulphysik nicht behandelt
werden sollten. Durch den Stromfluss entstehen dabei
aber Ladungsverteilungen auf den Oberflächen der stromdurchflossenen
Leiter und evtl. in ihrem Inneren, die für den stationären
Strom wichtig sind. Insbesondere sind sie für das elektrische Feld
im Inneren des Leiters mitverantwortlich.
Bei einem dünnen stromdurchflossenen Leiter mit scharf begrenzter Oberfläche solltest du nach dem Einschaltvorgang folgende Ergebnisse zur Kenntnis nehmen:
1. Es ist ein elektrisches Feld E entstanden, das
von Ladungen der Stromquelle ausgeht und durch Oberflächenladungen
verformt wurde. Wichtig ist dabei vor allem das elektrische Feld im
Leiter. Es folgt bei dünnen
Leitern immer dem Leiterverlauf und ist parallel zur
Oberfläche des Leiters gerichtet. Über den gesamten Leiterquerschnitt
ist es von konstantem Betrag. Manche sehen dieses Feld als Ursache für
den jetzt fließenden stationären Strom.
2. Solange der Leiterkreis nicht verändert wird, also auch
solange er nicht mechanisch verformt wird, verändern sich
Oberflächenladungen nicht. Es sind statische Ladungen. Andernfalls
passen veränderte Oberflächenladungen in Vorgängen ähnlich dem
Einschaltvorgang das elektrische Feld
so an, dass es im Leiter wieder parallel zu dessen Oberfläche
und über den Leiterquerschnitt von konstantem Betrag ist. Beim
stationären Strom haben die Oberflächenladungen zwar das elektrische
Feld an die neue Situation angepasst, sonst nehmen sie aber nicht mehr
am Stromfluss teil. Wir brauchen uns jetzt nicht mehr um sie kümmern.
Abb. 2: Im dünnen stromdurchflossenen Leiter folgen der Stromfluss j (Stromdichte) und die elektrische Feldstärke E als Folge von Oberflächenladungen immer dem Verlauf des Leiters, ganz gleich wie dieser geformt ist. |
3. Oberflächenladungen sitzen auf den Oberflächen der
Leiter. Zu ihnen werden häufig auch Ladungsanhäufungen (Raumladungen) im
Inneren des Leiters gezählt. Sie entstanden beim Einschaltvorgang dort,
wo sich die Leitfähigkeit σ
oder der Leiterquerschnitt ändert.
4. Es gilt das Ohm'sche Gesetz, auch in der vektoriellen
Form (die in der Schule nicht behandelt wird; Leitfähigkeit
σ): j = σ·E. Es
besagt auch, dass im Inneren des Leiters der Stromfluss j (die
Stromdichte) und die elektrische Feldstärke E gleichgerichtet
parallel sind (siehe Abb. 2). Ohne elektrisches Feld im Inneren des
Leiters kann es danach bei endlicher Leitfähigkeit σ
(bzw. bei Widerstand > 0) auch keinen Stromfluss geben. Das steht in
Verbindung mit der Tatsache, dass die elektrische Feldstärke im
Leiterinneren (genauso wie der Stromfluss) "dem Leiterverlauf folgt",
ganz gleich, welche Form der dünne Leiter bzw. welche Richtung der
Stromfluss hat. Und auch mit der selbstverständlichen Aussage: Dass der
Strom nur im Leiter fließt und nicht aus ihm heraustreten kann.
Dein Lehrer kann zur Theorie von Oberflächenladungen bei dünnen stromdurchflossenen Leitern hier mehr erfahren:
Über die Rolle von Oberflächenladungen auf Leitern bei stationären Strömen
Hat
Spannung bei einem stationären Strom etwas mit "gestauten
Elektronen" zu tun?
Zur Theorie stationärer Ströme in einem geschlossenen Stromkreis
( Juli 2023 )