SG125 Quantenobjekte ©
H. Hübel Würzburg 2013
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Impres-sum |
Quantenobjekt ist der Oberbegriff für die Gegenstände der Quantenphysik. Er ersetzt den Teilchenbegriff der klassischen Physik, geht aber weit über ihn hinaus.
Das einfachste Quantenobjekt ist ein Quantenteilchen. Misst man wiederholt die Teilchenzahl an einem solchen Quantenobjekt, so findet man immer die Teilchenzahl 1. Die Teilchenzahl ist jetzt be-stimmt, nämlich 1. Ein Quantenteilchen unterscheidet sich wesentlich von einem klassischen Teilchen. Be-stimmte Messwerte für "klassisch denkbare Eigenschaften" hat es nämlich nur dann, wenn sie gemessen sind. Z.B. kann der Ort gemessen werden oder aber die Geschwindigkeit (Impuls). Das Quantenteilchen kann nicht alle Eigenschaften eines klassischen Teilchens gleichzeitig haben, also z.B. nicht gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit. Wenn der Ort gemessen (also be-stimmt) ist, ist die Geschwindigkeit völlig un-be-stimmt und umgekehrt.
(Der Begriff des Quantenteilchens hat nichts mit einer
möglichen Lokalisierung an einem bestimmten Ort zu tun, sondern
ausschließlich mit der Teilchenzahl.)
Es gibt noch andere Quantenobjekte mit einer be-stimmten
Teilchenzahl. Auch sie sind gekennzeichnet durch einige
unveränderliche Eigenschaften wie Gesamtmasse, Gesamtladung, Gesamtspin,
etc. und einige wenige weitere Eigenschaften, die vom jeweiligen
(Gesamt-)Zustand abhängen. Ein Spezialfall sind Teilchenzwillinge.
Sie entstanden z.B. aus zwei Elektronen oder zwei Photonen
(Photonenzwilling oder Biphoton oder Diphoton), d.h., wenn man die
Teilchenzahl misst, erhält man stets 2. Die
Teilchenzahl ist jetzt be-stimmt,
nämlich 2. Andere Zweiteilchen-Zustände entstanden z.B. aus
einem Photon und einem Atom. Die einzelnen Teilchen darin erhalten
individuelle Eigenschaften erst durch eine Messung. Audretsch
spricht deshalb von einem "Stoff fast ohne Eigenschaften". Dabei
bleiben die Erhaltungssätze erfüllt. Das heißt z.B., dass beide Teilchen
nach einer Messung entgegengesetzten Drehimpuls (Spin) haben müssen,
wenn der Gesamtspin 0 war (und ist). Abgesehen davon können sich bei der
Messung für beide Teilchen jeweils andere individuelle Werte ergeben.
Wenn man einen Teilchenzwilling im Auge hat, sollte man deshalb nicht von zwei einzelnen (individuellen) Teilchen sprechen. Es handelt sich um einen "verschränkten Zustand". (Nicht "zwei Teilchen sind verschränkt", sondern der Zustand, der möglicherweise aus zwei Teilchen entstanden ist, ist verschränkt.)
Wenn man in einen Versuchsaufbau mit Teilchenzwillingen einen "Strahlengang" für einzelne Teilchen einzeichnet, kann das auch aus diesem Grund nur eine eigentlich nicht zutreffende Hilfsvorstellung sein.
Mit dieser Eigenschaft von Teilchenzwillingen wird auch das scheinbare EPR-Paradoxon erklärt.
Es gibt andere Quantenobjekte mit un-be-stimmter Teilchenzahl. Misst man durch ideale Messungen immer wieder die Teilchenzahl, findet man streuende Teilchenzahlen. Zu solchen Quantenobjekten gehören z.B. die kohärenten Zustände mit Photonen (Glauber-Zustände), die einer klassischen elektromagnetischen Welle sehr nahe kommen, oder ein Atomlaser.
Hinweis: Auf diesen Seiten werden die quantenphysikalischen Begriffe "be-stimmt" und "un-be-stimmt" immer entgegen der Duden-Vorschrift mit Bindestrich geschrieben um jede Verwechslung mit den gleichlautenden umgangssprachlichen Begriffen zu verhindern.
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( Juni 2014; Februar 2018: geringe Ergänzung)