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SG023 Energietransport im Stromkreis

© H. Hübel Würzburg 2013

Stromstärke

Spannung

Glossar

Physik für Schülerinnen und Schüler

Impres-sum

Die drei wichtigsten Aufgaben eines elektrischen Stromkreises sind:

1. Transport von Energie aus der Energiequelle / Stromquelle (z.B. einer Batterie) zu einem Energie"verbraucher", z.B. einer Lampe, einem Widerstand oder einem Elektromotor. Energie kann eigentlich nicht verbraucht werden, gemeint ist, dass sie im "Verbraucher" in eine andere Form von Energie umgewandelt und so dem Stromkreis entzogen wird.

2. Transport von Ladungen aus der Stromquelle durch den Stromkreis zur Stromquelle zurück, durch sie hindurch und wieder in den Stromkreis, immer im Kreis herum. Ladungen können unterwegs weder verloren gehen noch neu entstehen. Der Ladungstransport ist das Vehikel, das den Energietransport vermittelt. Statt Ladungstransport sagt man manchmal auch Stromtransport.

3. Transport von Nachrichten, z.B. mittels einer Telefonleitung.

Ladungen transportieren nicht selbst die Energie ("mit sich"), etwa durch die Leitungen, sondern vermitteln nur den Transport von Energie. Beim einfachen elektrischen Stromkreis fließt so die Energie von der Energiequelle durch den die Leiter umgebenden Raum, zwischen den Leitern, zur Lampe oder zu einem Widerstand, aber nur dann, wenn dies von einem Strom vermittelt wird.

Energietransport im Stromkreis

Energietransport im Stromkreis (schematisch)
Während es für den Strom eine Hin- und eine Rückleitung (zum und vom Lämpchen etwa) gibt, was es den Ladungen ermöglicht, ungeschwächt immer im Kreis herum zu fließen (blau), strömt Energie eindeutig nur von der Energiequelle / Stromquelle zum "Verbraucher" - vergleichbar mit einer Einbahnstraße, und zwar nahe beider Leitungen (rot). Das ist so unabhängig von der Stromrichtung, also auch bei Wechselstrom.

Deshalb sind links - bei gleicher Richtung des Energiestroms - zwei Polungen der Energiequelle eingezeichnet.
Stromtransport im Stromkreis

Stromtransport im Stromkreis (schematisch)


Weshalb ist es falsch zu behaupten, dass bewegte Ladungen die Energie "mit sich" durch den Stromkreis tragen?

Leider behaupten manche in der Schule gebräuchliche Modelle (z.B. das Rucksack-Modell oder das Bienen-Nektar-Modell) genau dies, auch Modelle, die Stromkreise mit Hilfe von potenzieller Energie einzelner Ladungen beschreiben. Ladungen haben wegen ihrer geringen Geschwindigkeit in den Leitern so gut wie keine kinetische Energie. Sie können auch keine potenzielle Energie mit sich transportieren, weil die potenzielle Energie, die auf einem Abschnitt des Weges abgegeben würde, auf einem anderen Abschnitt wieder aufgenommen werden müsste. Das liegt im Wesen der potenziellen Energie ("Wegunabhängigkeit"). Bei der "Induktion" in einer geschlossenen Leiterschleife kommt es wie im Gleichstromkreis zu Energie- und Stromtransport (Ladungstransport). Es gibt eine Induktionsspannung, aber es gibt dabei überhaupt keine potenzielle Energie.

Wegen ihrer geringen (Drift-)Geschwindigkeit (typisch 1 mm/s) haben zudem die meisten Ladungen in den Leitern während der Beobachtungsdauer niemals Gelegenheit, Energie von der Energiequelle / Stromquelle abzuholen oder an den "Verbraucher" abzugeben, weil sie nicht aus der Stromquelle / Energiequelle gekommen sind und/oder  die Verbraucher auch nie erreichen werden. Ein Elektron braucht z.B. von einem nur 1 km E-Werk ca. 11 - 12 Tage bis zur Lampe!

Bei Wechselstrom "wackeln" die Strom transportierenden Ladungen sogar nur auf einer Strecke in der Größenordnung weniger Atome hin und her und vermitteln trotzdem den Transport beträchtlicher Energie vom E-Werk zu den "Verbrauchern". Sie können die Energie nicht "mit sich" herumtragen. Also: auch potenzielle Energie spielt für den Energietransport keine Rolle.

Vielmehr bilden sich während des Einschaltvorgangs Oberflächenladungen auf den Leitern aus. Oberflächenladungen nehmen nicht am Stromfluss teil. Jedoch ist die Stromquelle (z.B. die Batterie) Ursache für ein elektrisches Feld,  dessen Feldlinien außerhalb der Leiter - bildlich - in den Oberflächenladungen "münden" oder von ihnen ausgehen. Dann entsteht auch im Inneren der Leiter ein elektrisches Feld E, das den Strom begleitet. Durch den Stromfluss umgeben sich die Leiter außerdem mit einem ringförmigen Magnetfeld B. Beide Felder zusammen schaffen die Möglichkeit für den Energietransport außerhalb der Leiter, aber in ihrer Nähe (gemäß dem Energiestromdichte-Vektor S proportional zu E x B). Es handelt sich um "elektromagnetische Energie". Wie das geschieht, brauchst du vorläufig nicht zu wissen. Du könntest aber hier nachlesen.

Voltmeter und Energietransport im Stromkreis
Ladungstransport durch einen Strom I (blau) und Energietransport (grün) in den Widerstand R durch den Raum unter Vermittlung der bewegten Ladungen;

Spannung U (schwarz) zwischen den Anschlüssen des Widerstands, markiert durch die zwei rote Punkte.



( November 2019; 2022 präzisiert )