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                        Elektronengas-Modell ©
                  H. Hübel Würzburg 2013 | Impres-sum | 
    
Das Elektronengas-Modell ist ein Modell zur vereinfachten klassischen Beschreibung von Elektronen in Metallen. Bei Metallen sind Metallatome im Metallgitter regelmäßig angeordnet. Typischerweise ist ein atomares Elektron so schwach an sein Atom gebunden, dass es sich quasi frei durch das Metall bewegen kann. Man kann auch sagen, dass bei guten Leitern jedes Metallatom - typischerweise - ca. ein Elektronen an das Metallgitter abgibt. Weil solche Elektronen auch den elektrischen Strom transportieren können, heißen sie auch Leitungselektronen.
In vielen Fällen kann man so tun, als würden an Transportvorgängen (Strom und innere Energie) alle freien Leitungselektronen des Elektronengas-Modells teilnehmen. Sie transportieren bei einer angelegten Spannung einen elektrischen Strom durch den Leiter. Ihrer unregelmäßigen Bewegung in die unterschiedlichsten Richtungen mit sehr hoher Geschwindigkeit ist dabei eine sehr kleine "Driftgeschwindigkeit" entgegengesetzt zur Stromrichtung mit typisch 1 mm/s überlagert. Mit der Annahme freier Elektronen im Metall kann man so einige Eigenschaften qualitativ klären, z.B. das Entstehen des Ohm'schen Gesetzes nach der Drude-Theorie.
Leider wurde in der Didaktik vor kurzem unter dem Namen Elektronengas-Modell ein völlig anderes Modell ("Frankfurter Elektronengasmodell") propagiert, das mit dem Elektronengas-Modell der Physik nichts zu tun hat.
Die Quantenphysik lehrt, dass die freien Elektronen ohne eine
          Messung keinen Ort haben. Sie gehören dem ganzen Metallgitter an. Die
          Quantenphysik lehrt auch, dass man solche Elektronen durch ein
          Bändermodell beschreiben muss. Danach gibt es ein Valenzband und ein
          Leitungsband, jedes mit sehr vielen möglichen Energiestufen
          (Energieniveaus). Maximal zwei Elektronen können dieselbe Energiestufe
          einnehmen. Bei den vielen Elektronen des Metalls kommt man beim
          Auffüllen der Energiestufen nach und nach zu immer höheren. Bei
          Metallen ist das Leitungsband nur teilweise besetzt. Das ist wichtig
          für die Fähigkeit, einen elektrischen Strom zu leiten. Am absoluten
          Temperaturnullpunkt gibt es eine höchste Energiestufe mit recht hoher
          Energie (typisch wenige eV), die Fermienergie EF,
          "an der Fermikante". Sie liegt bei Metallen im Leitungsband. Höhere
          Energiestufen im Leitungsband können nur mit zunehmender Temperatur
          besetzt werden. Einige Elektronen von Zuständen mit
          Energien unterhalb der Fermienergie werden dann in Zustände mit
          Energien oberhalb angeregt. Am Stromtransport z.B. nimmt nur ein Teil
            der Leitungselektronen teil, nämlich solche mit Energien nahe
          EF. Sie stammen aus einer schmalen Zone um EF
        mit temperaturabhängiger Breite. In dieser Zone kann man
          Leitungselektronen näherungsweise ähnlich wie die klassischen
          geladenen Teilchen der Drude-Theorie behandeln. 
        
Das "Frankfurter Elektronengas-Modell" versucht die Wirkung von Oberflächenladungen auf bzw. in einem stromdurchflossenen Leiter durch ein Gas-Modell zu berücksichtigen. Handelt es sich um ein ideales Gas oder ein reales? Um gar kein Gas! Da die Oberflächenladungen nach Einstellung des stationären Stroms statische Ladungen sind (ortsfest und - bei Gleichstrom - ohne zeitliche Veränderung), fehlen dem "Frankfurter Elektronengas-Modell" alle Eigenschaften eines Gases: keine Bewegung, erst recht keine ungeordnete, keine kinetische Energie, keine Stöße, kein Druck im Sinne der Mechanik. Solche Oberflächen-Ladungen sind wichtig für die Ausbildung von Strom und Spannung längs des Leiters. Sie nehmen aber - nach Erreichen des stationären Stroms - nicht am Stromfluss teil.
        (Der Erfindung des
              "Frankfurter Elektronengas-Modells" lagen missverstandene
              Vorstellungen der Theorie von Oberflächenladungen zugrunde.) 
          
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( Oktober 2020 )