|  SG041b
                        "Fallen alle Körper gleich schnell?" ©
                  H. Hübel Würzburg 2013 | Impres-sum | 
       
Der italienische Physiker Galilei soll im 16. Jahrhundert
        (a) den Fall zweier gleich schwerer Kugeln aus verschiedenen
        Materialien, oder auch (b) den Fall von zwei beliebig schweren Kugeln
        gleicher Größe aus verschiedenen Materialien vom
        schiefen Turm von Pisa als erster untersucht haben,
          wenigstens der Legende nach. Angeblich wurden die beiden Kugeln
        gleichzeitig losgelassen und landeten (quasi) gleichzeitig auf dem
        Boden.
      
Seitdem sagt man häufig, dass "alle Körper gleich schnell
        fallen". Damit ist gemeint, dass alle Körper am gleichen Ort für
        dieselbe Fallstrecke bei Start aus der Ruhe die gleiche Fallzeit
        benötigen, ganz gleich, ob sie aus Blei, Holz oder dem Material von
        Federn bestehen. Mit Geschwindigkeiten hat das nur indirekt zu tun.
      
Tatsächlich hätte Galilei einen kleinen Zeit-Unterschied
        bemerken müssen. Und das liegt an der unterschiedlichen Luftreibung.
        Gleiches Gewicht bei zwei massiven Kugeln aus unterschiedlichen
        Materialien lässt sich nur erreichen, wenn die beiden Kugeln
        unterschiedliche Radien haben. Die Kugel mit dem kleineren Radius
        erfährt beim Fall eine
        kleinere Luftreibung, wird also durch diese weniger gebremst und kommt
        ein bisschen früher unten an. 
      
Auf einen fallenden Gegenstand wirkt die
        Gewichtskraft FG nach unten.
        Der Vorgang heißt Freier Fall, wenn die Gewichtskraft die einzig
        wirkende Kraft ist, bzw., wenn andere Kräfte vernachlässigbar sind. Dann
          fällt der Gegenstand also beschleunigt. In Realität wirkt in
        der Regel auch die Luftreibungskraft FR,
          die beim Fall entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung orientiert
              ist, und auch entgegengesetzt
              zur  Gewichtskraft. Streng genommen gibt es also in
          der Luft keinen Freien Fall. Bei nicht zu großer Fallhöhe bzw. nicht
          zu großer Fallgeschwindigkeit kann man aber einen realen Fall in guter
          Näherung als einen Freien Fall behandeln, also bei Vernachlässigung
          der Luftreibung. 
        
Solange beim Fall die Gewichtskraft die
          Luftreibungskraft übertrifft, findet eine beschleunigte Bewegung
          statt. Deshalb ändert sich die Geschwindigkeit während des Falls
          ständig. Erst wenn die Luftreibungskraft auf die Größe der
          Gewichtskraft angewachsen ist, bleibt die Geschwindigkeit konstant.
        
Dass unterschiedliche Luftreibung sich deutlich auf den Fall auswirkt, hast du vielleicht bei einem Versuch in einer luftleer gepumpten Fallröhre gesehen: Eine Münze und eine Feder fallen hier wirklich gleich schnell. Aber nach dem Einströmen von Luft trudelt die Feder langsam zu Boden, während die Münze fast unverändert fällt, weil die Luftreibungskraft bei ihr im Vergleich zur Gewichtskraft vernachlässigbar ist.
Exakt stimmt der Satz "alle Körper fallen gleich schnell" also nur im Vakuum.
Im Fall (b) ist die Luftreibung der fallenden Körper
          gleich; sie spielt aber beim schwereren Körper im Vergleich zu der
          Gewichtskraft eine geringere Rolle.
        
Ein idealer Freier Fall würde Vakuum erfordern, wie es
          z.B. auf dem Mond herrscht, oder im Bremer
            Fall-Turm. 
        
Im Unterschied zu Galilei, der die Idealisierung
          "reibungsfreier Fall" bevorzugte, hatte Aristoteles eher einen realen
          Fall mit deutlicher Luftreibung vor Augen.
        
.
( September 2024 )