| SG007c
                        Von "Kontaktkräften" zu "Fernwirkungskräften" ©
                  H. Hübel Würzburg 2023 | Impres-sum | 
Im Mittelalter bezog man seine Erkenntnisse vor allem aus den täglichen Erfahrungen: Was man damals unter Kräften verstand, ging primär von den eigenen Muskelkräften aus. Sie konnten nach allem, was man erlebte, erst wirksam werden, wenn die Hand oder die mittels eines Werkzeugs "verlängerte Hand" direkt am Gegenstand "angriff". Dann wirkt eine heute so genannte "Kontaktkraft". Einige Situationen gab es, die man in gleicher Weise zu verstehen versuchte, z.B. der Wurf eines Steins oder einer Geschosskugel nach dem Ablösen von der Hand oder dem Verlassen des Geschützes. Man behalf sich mit heute eigenartig anmutenden Vorstellungen, dass z.B. Engel Kontaktkräfte ausübten, durch die Stein oder Geschoss vorwärts getrieben wurden. Eine raffiniertere, aber immer noch falsche Vorstellung war die Vermutung, dass sich hinter dem Stein Luftwirbel bilden sollten, die den Stein mit Kontaktkräften vorwärtstreiben sollten. Und ganz kluge Wissenschaftler - wie schließlich Newton - erfanden nach jahrhundertelangen Mühen den Begriff des Impulses (vor Newton "impetus" genannt), der bei der Beschleunigung im Stein hinterlassen wurde, aufgrund dessen sich der Stein ohne weitere Kraft vorwärts bewegen sollte, falls nicht noch eine Reibungskraft wirkt. Er verstand dann schon die Kraft als Ursache für eine Beschleunigung und nicht als Ursache für eine Bewegung, verwendete also den heutigen Kraftbegriff.
Einer dieser Wissenschaftler war der Magdeburger Otto
          von Guericke (1602 - 1686), der dir wahrscheinlich von seinen
        spektakulären Versuchen mit den Magdeburger Halbkugeln her bekannt ist.
        Er glaubte - und bewies das auch mit seinen Versuchen - an die mögliche
        Existenz eines Vakuums, z.B. auch im Weltall. Daraus ergab sich für ihn
        die Frage, wie es denn möglich ist, dass Erde und Mond oder auch Sonne
        und Erde durch den luftleeren Raum hindurch über gewaltige Entfernungen
        hinweg Kräfte aufeinander ausüben können, wo also garantiert keine
        Kontaktkräfte wirksam sein können.  Die Gravitationskraft hielt er
        für eine solche "Fernwirkungskraft", die - nach heutiger Kenntnis
        - zwischen allen Gestirnen und Galaxien wirkt. Um solche Kräfte
        plausibel zu machen, experimentierte er mit damals weitgehend
        unbekannten elektrischen Kräften, baute sich eine Elektrisiermaschine
        und konnte durch die Beschleunigung von Papierschnitzeln über eine
        Entfernung von einigen Dezimetern hinweg Kräfte ohne Berührung
        nachweisen. Otto von Guericke gilt so als Vor- bzw. Zuarbeiter von Isaac
          Newton (1643 - 1727), der dann tatsächlich mit dem heutigen
        Kraftbegriff, dem Begriff des Impulses (von ihm "momentum"
        genannt) und langreichweitigen Gravitationskräften den Bau unseres
        Planetensystems aufklären konnte.
      
| Eine Kontaktkraft kann man sich ganz konkret vorstellen. Man glaubt zu verstehen, wie sie wirksam wird. Eine Fernwirkungskraft, wie die Gravitationskraft oder eine elektrische Kraft, dagegen ist viel abstrakter und ihre Wirksamkeit lässt sich nicht materiell verstehen. Wie real sie dennoch ist, erkennen wir z.B. an der mit ihr korrekt zu erklärenden Planetenbewegung. Das gehört in der Physik zu den ersten Dingen, die man nicht sehen, riechen, greifen ... kann, die aber ganz real sind und durch ihre Wirkungen nachgewiesen werden können. | 
      
( Juni 2025 )